Von langen und kurzen Wegen – und was sie mit uns machen

22.05.2025 | Blog >

Solange das Wohnhaus Kastanienbaum saniert wird, ist das Atelier Pomp&Gloria provisorisch in Uerikon untergebracht. Der längere Anfahrtsweg stellte anfangs eine Herausforderung dar. Nach einem halben Jahr ziehen Fachpersonen sowie Klientinnen und Klienten nun eine erste Bilanz ihrer Erfahrungen mit dem neuen Standort.

Das Atelier Pomp&Gloria bietet einen Raum für kreatives Arbeiten. Es richtet sich in erster Linie an die Bewohnerinnen und Bewohner der Vivazzo Wohnhäuser. Die Teilnehmenden setzen sich mit eigenen gestalterischen Projekten auseinander und werden dabei von Rosa Zürcher und Esthi Loosli fachlich begleitet. Die beiden Fachpersonen orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten und fördern gezielt deren Ressourcen – die kreative Tätigkeit dient dabei als zentrales Werkzeug.

Während des Umbaus des Wohnhauses Kastanienbaumes ist das Atelier provisorisch in Uerikon untergebracht – darüber berichtete auch der Vivazzo Blog.

Langer Arbeitsweg, kurze Kommunikationswege

Die neue Situation bringt Veränderungen mit sich, insbesondere den längeren Arbeitsweg. «Die meisten kommen damit gut zurecht», sagt Esthi Loosli. «Doch es gibt auch Tage, an denen der Weg aufgrund der psychischen Verfassung nicht zu bewältigen ist.» Rosa Zürcher ergänzt: «Ein Teil unserer Arbeit besteht mittlerweile auch darin, gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten Lösungen für den Weg zu finden.»

Dabei zeigte sich ein überraschender Effekt: Der intensivere Austausch führte zu mehr Verbindlichkeit. «Weil wir häufiger im Gespräch sind, melden sich die Teilnehmenden auch zuverlässiger ab», beobachtet Esthi. Der längere Weg erfordert mehr Planung und fördert damit ein Gefühl von Alltag und Teilhabe. Die Klientinnen und Klienten übernehmen Verantwortung, organisieren sich und stehen im Kontakt mit ihrem Arbeitsort – ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Stabilität.

Fünf Kreative berichten

Wie erleben die Teilnehmenden den neuen Standort und den damit verbundenen Arbeitsweg? Fünf Kreative aus dem Atelier Pomp&Gloria geben Einblick.

Esther reist viermal wöchentlich nach Uerikon. Derzeit gestaltet sie einen Spiegelrahmen in Collagetechnik. Den Arbeitsweg mit dem öffentlichen Verkehr geniesst sie: «Ich kann bei der Fahrt den Kopf lüften.» Besonders schätzt sie es, wenn sie unterwegs in Begleitung ist – das bietet Gelegenheit für einen kurzen Austausch. Die Wegzeit empfindet sie als angenehm. «Früher, als ich noch im Buchhandel arbeitete, hatte ich Arbeitswege von eineinhalb Stunden», berichtet sie.

Oliver kommt zweimal pro Woche ins Atelier, allein und mit dem Zug aus Rüti. Der längere Arbeitsweg sei für ihn in Ordnung, ausser wenn der Zug Verspätung habe. «Das kam aber erst einmal vor», erzählt er. Für Oliver ist das Atelier eine willkommene Beschäftigung. Zurzeit arbeitet er an Halsketten, zuvor hat er auch schon Karten gestaltet – stets mit dem Ziel, seine Werke später zu verkaufen.

Nadine strickt an Hüttenfinken für sich selbst. Die Wolle dazu hat sie im Brockenhaus besorgt. Einmal pro Woche kommt sie ins Pomp&Gloria. «Mehr wäre für mich zu viel. Der ganze Weg dauert eine Stunde, und ich habe auch noch anderes zu tun.» Meist reist sie mit dem öffentlichen Verkehr, hin und wieder in Begleitung ihrer Kollegin. Nur bei Regen und Wind fällt ihr der Weg schwerer.

Nicole malt zurzeit an einem Bild. Die kreative Arbeit hilft ihr, sich von belastenden Gedanken zu befreien. Zweimal pro Woche kommt sie ins Atelier. Der Arbeitsweg fällt ihr allerdings nicht leicht: «Ich finde den Weg nicht immer. Die Orientierung ist schwierig. Wenn ich ihn nicht finde, gehe ich wieder nach Hause», erzählt sie.

N. strickt an einem Pullover. Der Atelierbesuch ist für sie ein fester Bestandteil der Woche – besonders der Freitag. «Dann weiss ich, dass das Wochenende bevorsteht.» Den Weg nach Uerikon kann sie nicht allein bewältigen. Sie wird von einem Chauffeur von ProMobile gefahren. Das ist ein grosses Glück, denn für sie bietet das Pomp&Gloria eine gute Gelegenheit rauszukommen und etwas Abwechslung zu haben.

Daniel Fehr, Marketing & Kommunikation Vivazzo Stiftung

 

Informationen zum Vivazzo Pomp & Gloria findest du HIER.