Bis zur Fertigstellung des anstehenden Um- und Neubaus Kastanienbaum befindet sich das Atelier Pomp & Gloria in provisorischen Räumlichkeiten in Uerikon. Die Aussicht und Räume begeistern, der Anfahrtsweg stellt aktuell noch eine Herausforderung dar.
Am Donnerstagnachmittag Ende Oktober ist es ruhig im Pomp & Gloria. Nur die Nähmaschine von A.M. rattert. A.M. ist eine von rund zwanzig Menschen, welche das Atelier der Vivazzo Stiftung regelmässig besuchen.
Das Pomp & Gloria ist ein Raum für Kreativität. Es steht als Tagesstätte in erster Linie den Bewohnenden der Vivazzo Wohnhäuser offen. Die Teilnehmenden können sich hier gestalterisch ausleben. Sie arbeiten alle an ihren eigenen Projekten und werden dabei von Rosa Zürcher und Esthi Loosli begleitet. Die beiden Fachpersonen gehen von den Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten aus und unterstützen sie ressourcenorientiert. Die kreative Arbeit ist das Mittel dazu.
Seit Anfang Oktober hat das Atelier einen neuen Standort. Es zog von Hombrechtikon nach Stäfa/Uerikon. Der Grund dafür ist der anstehende Umbau des Wohnhauses Kastanienbaumes, welcher Anfang 2025 beginnt. Das Wohnhaus Kastanienbaum bot zwei Tagesstätten der Vivazzo Stiftung ein zu Hause: dem Atelier «Kunsthandwerk» und dem «Pomp & Gloria». Während des Umbaus haben beide ihren Standort in Uerikon.
Mehr Platz für Kreativität und Gemeinschaft
Der Standort in Uerikon bietet viele Vorteile. Das Atelier ist grösser, es gibt einen Eingangsbereich, um in Ruhe anzukommen und es gibt eine Küche, um zwischendurch auch mal einen Kaffee zu machen. «Wir können uns besser verteilen», sagt Rosa Zürcher. «Zudem bietet unser Raum Weitblick auf den Zürichsee.»
A.M. wohnt nicht in der Vivazzo Stiftung, arbeitet aber bei den CLEANies, dem hauseigenen Reinigungsdienst der Stiftung. Sie kommt zweimal die Woche ins Atelier. Heute arbeitet sie an einem schwarzen Kleid. «Ich finde den Ort sehr angenehm», erzählt sie. «Wenn ich ins Pomp & Gloria komme, ist es farbig. Viel bunter als bei mir zu Hause. Ich kann mit etwas Kreativem beginnen: malen, basteln, mit Ton arbeiten. Dabei baue ich auch Stress ab.» Dafür ist das Atelier da, damit Menschen hier Ruhe finden, sich gestalterisch ausprobieren können und einen Austausch haben.
Ein wichtiger Teil des Ateliers ist die Gemeinschaft. Bis zu fünf Personen können gleichzeitig im Pomp & Gloria arbeiten. Über die Zeit hinweg lernt sich die Gruppe kennen. Viele nutzen ihre Besuche darum auch, um mit den anderen Kreativen zu reden. «Das tut gut», meint Esthi. Die Fachmitarbeiterinnen des Ateliers geben, wo nötig, Inputs und nehmen die Rolle von Mediatorinnen ein.
Pomp & Gloria: Platz und Raum für Kreativität
Lange Wege
Der neue Ort bietet viele Vorteile, doch er ist für die meisten Nutzenden weiter weg. Es gibt jetzt einen Arbeitsweg. «Für einige ist dies noch eine Herausforderung», sagt Esthi, «für andere schon ein stolzes Gelingen.» «Wir könnten die Klientinnen und Klienten auch mit dem Auto abholen», ergänzt Rosa, «doch wir legen Wert auf Selbstständigkeit.»
Das Ziel ist, dass die Klientinnen und Klienten den Weg selbst schaffen. Wo nötig, werden sie von der Betreuung oder vom Pomp & Gloria-Team unterstützt. Sie üben mit ihnen den Weg oder holen sie beim Bahnhof ab. Immer mit der Absicht, dass sich die Klientinnen und Klienten selbstständig auf den Weg machen und ins Atelier kommen. «Dies ist auch eine Form von Teilhabe», sagt Rosa. Das sehen auch die Klientinnen und Klienten so: T.L. ist zum Beispiel sehr stolz, bereits nach kurzer Zeit selbstständig vom Wohnhaus Birkenhof ins Pomp & Gloria anreisen zu können. B.K. geniesst es, unterwegs etwas zu erleben, auch wenn es manchmal Überwindung brauche, sich auf den Weg zu machen.
Länger als vorher sind auch die Kommunikationswege. Das Atelier liegt nicht mehr mittendrin. Das Pomp & Gloria-Team wird nun einen WhatsApp-Broadcast-Kanal einrichten. Damit können sie die Ateliernutzenden informieren, wenn kurzfristig ein Platz frei wird oder das Atelier für einmal an einen Nachmittag geschlossen bleibt. Die Klientinnen und Klienten haben zudem die Möglichkeit, direkt mit dem Pomp & Gloria-Team in Kontakt zu bleiben.
Ein Ort der Ruhe
Rosa Zürcher ist zuversichtlich, dass sich der neue Standort etablieren wird. «Es braucht einfach noch etwas Zeit.» Zudem gebe es im Obergeschoss Zimmer, in die sich die Bewohnenden vom Wohnhaus Kastanienbaum zurückziehen können, wenn sie der Baulärm untertags zu fest störe. Spätestens, wenn in Hombrechtikon die Bagger auffahren, wird der neue Standort in Uerikon wohl begehrter.
«Mir gefällt es hier», lacht A.M., «ich finde es schon jetzt schade, wieder zurückzugehen.» Doch bis es soweit ist, dauert es noch lange. Der Neubau in Hombrechtikon, in den das Atelier kommt, wird voraussichtlich Ende 2026 fertiggestellt. Bis dahin arbeiten die Kreativen vom Pomp & Gloria in Uerikon, mit wunderbarem Blick auf den Zürichsee.
Text: Daniel Fehr, Marketing & Kommunikation Vivazzo Stiftung