Ein Baum fällt man nicht einfach

19.12.2024 | Blog > Wohnen >

 

Auf dem Grundstück der Vivazzo Wohngruppe Weide an der Sonnenbergstrasse in Tann stand bis vor Kurzem ein Baum. «Er war gross und alt», sagt Brigitte Staub. Sie betreut die Wohngruppe als Fachfrau. Wie alt der Baum war, kann Brigitte nicht sagen. «Wahrscheinlich wurde er gesetzt als das Haus in den Achtzigerjahren gebaut wurde», mutmasst sie.

Der Baum spendete Schatten. Über die Jahre wurde er immer grösser und dies wurde zu seinem Problem. Sein Schatten fiel auch auf das Nachbargrundstück und nahm ihnen die Sonne. Zudem begann er zu faulen. Der Baum musste weg.

Zu gross für das Quartier

«Einen Baum fällt man nicht einfach», sagt Brigitte und doch war es an der Zeit. Der Baum wurde zu gross für das Quartier. Für Pascy Wagner, welche die WG-Weide lange leitete, war dies ein schwerer Entscheid. «Immer wenn ein Baum gefällt wird, schmerzt mich das irgendwie», sagt sie. «Für mich strahlen Bäume Ruhe und Zuversicht aus, sie beruhigen mich, deshalb liebe ich sie.»

An die Stelle des Baums tritt nun etwas Neues. Erst überlegte Brigitte mit den Bewohnenden der Wohngruppe, ob sie selbst kreativ werden wollen. Doch dazu fand sich niemand. Darum beauftragten sie den Holzkünstler Martin Büsser.

Der «Büsi», wie er sich selbst nennt, schnitzt mit seiner Motorsäge Tiere und andere Figuren aus Holz – schon seit fast einem Dutzend Jahren. Er tut es aus Leidenschaft. Und nun soll aus dem Baumstumpf an der Sonnenbergstrasse in Tann eine Holzskulptur entstehen.

Ein Kauz für einen Baum

Brigitte fragte die Bewohnenden der Wohngruppe Weide, was die Holzskulptur zeigen soll. Erst votierten sie für einen Steinbock. Die gemeinsame Diskussion führte sie letztlich zu einer Eule: einem Kauz.

Dieser Wunsch wurde an den Holzkünstler Martin übermittelt, der sich am 10. Dezember vor der WG Weide ans Werk machte. Er erzählt: «Für mich ist die Arbeit an einem neuen Holzstück immer eine Herausforderung, denn Holz ist ein lebendiger Stoff und jeder Baum hat eine andere Charakteristik». So observiert er in einem ersten Schritt genau, wie die Maserung ist und wo sich Äste befinden, damit am Schluss nichts abbricht und sich das Holz nicht sprengt. Seine Erfahrung helfe ihm, im vergangenen Jahrzehnt hat er über 150 Werke gemacht. Martin erklärt: «Ich arbeite jeweils ausschliesslich mit Motorsägen. Darum habe ich jeweils verschieden grosse Sägen dabei, für grobe Zuschnitte oder Detailarbeit.» Das Motiv können bei Kundenarbeiten die Auftraggeber wünschen, er gebe sich jeweils Mühe, ihre Visionen umzusetzen. Er habe sich sehr über den Auftrag der WG Weide gefreut. Auf die Frage, wie er weiss, dass sein Werk fertig ist, antwortet Martin: «Fertig ist es, wenn ich drei bis vier Mal um das Werk gelaufen bin und ich keinen Schnitt der Motorsäge mehr sehe.» Als Martin den schönen Kauz abgeschlossen hat, sind sich alle einig: «Es sieht toll aus.» Spontan lassen sie von Martin auch noch einige Motive in Bretter schnitzen, welche nun ebenfalls das WG-Leben verschönern.

Der Kauz von der Sonnenbergstrasse wird nun das Treiben der Wohngruppe beobachten und hoffentlich dem einen oder der anderen ein Schmunzeln im Gesicht hervorzaubern. Brigitte findet es jedenfalls schön, dass der Baum so in Erinnerung bleiben kann. Und Pascy meint: «Wenigstens wurde aus seinem Strunk ein Kunstwerk, das beruhigt mich etwas».

Text: Daniel Fehr, Marketing & Kommunikation

 

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Martin Büssers Motorsägenschnitzereien