Stefans Soziales Engagement

23.06.2025 | Blog >

Stefan lebt in der WG Magnolie und ist nach einer Suchtvergangenheit wieder auf dem Weg in die Selbständigkeit. In seiner Freizeit engagiert er sich intensiv sozial: Für Obdachlose im Pfuusbus, in Selbsthilfegruppen für Suchtkranke oder bei Freiwilligenarbeit mit Senioren.

 

Während Stefan in der Küche der WG Magnolie die Kaffeemaschine bedient, beginnt er zu erzählen: «Ich arbeite aktuell als Streetworker beim Pfuusbus». Auf die Frage, ob er beim Pfuusbus mit einem Bus voller Betten durch Zürich fahre, muss er lachen: «Früher war der Pfuusbus ein stationärer Bus mit Schlafplätzen für Obdachlose und einer kleinen Küche. Heute dient er nur noch dem Team als Basis für ihre Arbeit.» Obdachlose Personen fänden heute beim «Pfuusbus» in grossen Festzelten mit doppelstöckigen Kajütenbetten Unterschlupf – es gäbe etwa 50 Schlafplätze.

Kältepatrouille für Obdachlose

Von November bis April startet Stefan seine Schicht einmal die Woche um 10 Uhr abends am Albisgüetli – im originalen Pfuusbus. «Wir arbeiten immer im Team. Gemeinsam laden wir heisses Wasser für Kaffee, Suppe und Tee in ein Auto ein, dazu heisse Schokolade und ein paar Süssigkeiten». Auch Decken und warme Kleidung hätten sie dabei.

Jeden Tag wird eine andere Route gefahren, um möglichst viele Menschen zu erreichen. «Ich mache oft die Tour Rote Fabrik, Waffenplatz, Kunsthaus, Zoo, Klusplatz, Kreuzplatz sowie den Löwenplatz und HB», erklärt er. «Auf so einer Runde sehen wir ganz unterschiedliche Menschen: Obdachlose, Süchtige, Flüchtlinge, teilweise ganze Familien.» Alle hätten eines gemeinsam: Sie verbringen die Nacht in der Kälte.

Die Dankbarkeit, die Stefan von den Menschen erfährt, ist für ihn eine grosse Motivation. «Vor allem bei aktiv Süchtigen spüre ich viel Dankbarkeit. Es gibt aber auch solche, die nichts von uns wollen, aber das ist okay», erklärt er. «Wir verteilen Essen und führen kleine Gespräche. Wenn es arschkalt ist, fragen wir, ob sie im Pfuusbus schlafen wollen und bringen sie dorthin.»

Suchtprävention und Freiwilligenarbeit

Neben seiner Arbeit mit dem Pfuusbus engagiert sich Stefan auch in der Suchtprävention. «Ich leite drei Selbsthilfegruppen, viermal in Zürich und eine in Glarus», berichtet er. «Seit der Pandemie gibt es auch viele Online-Meetings.» Die Nachfrage sei da.

Stefan sieht seine Arbeit in den Selbsthilfegruppen als Möglichkeit, etwas zurückzugeben und sich selbst clean zu halten. «Ich mache auch Öffentlichkeitsarbeit und gehe dabei in Gefängnisse und Suchtfachkliniken, um die Betroffenen zu informieren, dass es uns gibt.“

Als drittes Engagement leistet Stefan Freiwilligenarbeit und trifft dazu regelmässig zwei Senioren. Mit einem verbringe er hautsächlich Zeit: «Wir kochen zusammen und diskutieren über die Welt». Mit dem anderen mache er eher Ausflüge, etwa in den Zoo, ins Kunsthaus oder ins Kino.

Für die Schwachen da sein

Für Stefan ist soziales Engagement ein wichtiger Beitrag zur Gesellschaft. «Viele Menschen werden allein gelassen. Ich verstehe die Menschen, die am Rand stehen, die allein sind, die unten sind. Mit denen kann ich mitfühlen», erklärt er.

Mit seinem Einsatz könne er denen helfen, die es am meisten brauchen. Weiter sagt Stefan nachdenklich: «Das soziale Engagement hilft mir auch, auf dem Boden zu bleiben und nicht zu vergessen, wo ich herkomme.»

Sein Rat an andere die sich sozial engagieren möchten: «Einfach anfangen!». Es gibt viele Webseiten zu Freiwilligenarbeit. «Ich finde die Benevol-Seite ist ein guter Startpunkt, um sich zu informieren und loszulegen».

 

Erzähler:           Stefan, WG Magnolie
Verfasser:         Severin Kolb, Redaktionsleiter Austausch, Marketing & Kommunikation

 

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Notschlafstelle Pfuusbus | Sozialwerk Pfarrer Sieber