Vor einem viertel Jahrhundert hat Pascy Wagner begonnen, in der Stiftung zu arbeiten. Sie erinnert sich an eine spannende Zeit, eine andere Klientel und ihren „Schock“, als sie das erste Mal das Büro der Stiftung betrat.
Auf die Aussage, dass die Stv. Geschäftsführerin Pascy Wagner jetzt mit der Vivazzo ihre silberne Hochzeit feiere, antwortet sie lachend: „Jesses Gott, hör auf“. Es komme ihr nicht vor wie 25 Jahre, sondern einfach wie ein gutes Stück Zeit. Die Jahre in der Stiftung habe sie als dynamisch, spannend und wohlwollend erlebt. Lächelnd fügt Pascy hinzu: „Manchmal war es fast etwas zu dynamisch.“
Doch von Anfang an: Nach einer Lehre zur Telegrafistin habe sie sich im Bereich der EDV (heute IT) weitergebildet. Dieses Wissen setzte sie dann bei der Swisscom als Projektleiterin ein. Mit 33 Jahren habe sie dann eine Nachbarin angesprochen, die damals in der Stiftung gearbeitet hat, ob sie nicht an einer Stelle mit sozialem Engagement interessiert wäre.
„Ich wollte schon länger mit Menschen arbeiten und sah diesen Kontakt als Chance an“, erzählt Pascy. Sie meldete sich bei Ruedi Baumann, dem Gründer der Stiftung, und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
Schmunzelnd erinnert sie sich an den ersten Kontakt mit der Stiftung: „Nach der hoch technologisierten Swisscom war das enge, spärlich eingerichtete Büro an der Dorfstrasse in Rüti ein kleiner Schock für mich.“ Ausserdem sei sie noch vor der Anstellung zu einem Stiftungsessen eingeladen worden und ging nach Swisscom-Dresscode in einem Hosenanzug: „Ich war völlig overdressed.“
Ihre erste Aufgabe sei das Einrichten eines Wohnhauses in Werrikon gewesen, indem dann die WG Bürklihof (heute WG Linde) entstand. Pascy hat im Bereich der Wohngemeinschaften viele Veränderungen und Entwicklungen erlebt: „Die Wohngruppen haben mit fünf Personen angefangen, jetzt sind es 30. Auch die Art der Begleitung und die Standorte haben sich stetig verändert.“
Die Stiftung sei im Allgemeinen viel grösser und professioneller geworden. Ausserdem habe sich die Komplexität der Klientel verändert: „Früher traf man oft Krankheitsbilder aus dem Schizophrenen-Formen-Kreis an, heute haben wir vermehrt Krankheiten in Kombination mit Suchterkrankungen.“ Weiter haben sich auch die Ansprüche der Klientinnen und Klienten verändert.
Den Schritt in den sozialen Bereich bereue sie bis heute nicht: „Im pädagogischen Bereich bin ich richtig. Ich interessiere mich für Menschen, für deren Geschichten und freue mich Angebote zu schaffen, die den Menschen Freude, Selbstbewusstsein und Stabilität vermitteln.“
Speziell danken möchte Pascy dem Stiftungsrat, der durch seine nahbare und offene Art, gepaart mit grossem Interesse für die Basis, einen super Job mache. „Und das meine ich wirklich so, ich brauche nicht zu schleimen“, ergänzt sie lachend. Ausserdem schätze sie die Zusammenarbeit mit Thomas Meier, Geschäftsführer der Vivazzo Stiftung, sehr und bedankt sich für sein Vertrauen. Und ohne ihre Stellvertreterin Gaby Weidmann, die ihr mit ihrem grossen Engagement „den Rücken freihält“ sowie der guten Arbeit ihres Teams (WG, Wohnen Plus sowie Agogik Geschäftsstelle), könnte sie viele Aufgaben nicht so gut erledigen.
Gegen Ende fasst Pascy zusammen: Bei den vielen Erlebnissen über die Jahre, mit Emotionen über das gesamte Spektrum, bleibe die Bilanz am Ende klar sehr positiv. Darum sei sie auch immer noch hier. Es gäbe in dieser Branche und in unserer Stiftung so viele Aufgabengebiete und Möglichkeiten. Nachdenklich sagt Pascy: „Ich schätze, dass man hier sein kann, wie man ist und einen grossen Spielraum für die Erledigung seiner Aufgaben bekommt.“ Nach kurzer Pause fügt sie lachend hinzu: „Ich denke, unter anderen Umständen würde ich eingehen wie eine Pflanze ohne Licht. Hier ist vieles so abwechslungsreich und lebendig – es kann einem gar nicht langweilig werden.“
Auf die Frage, ob die Stiftung weitere 25 Jahre auf sie zählen kann, antwortet Pascy: „Da ich dieses Jahr meinen 60. Geburtstag feiere, werde ich kaum noch 25 Jahre in der Vivazzo bleiben. Ich würde gerne so lange in der Stiftung tätig sein, wie ich Freude an der Arbeit habe und man mich gut einsetzten kann. Aber ich habe in der Stiftung gelehrt, nicht allzu weit nach vorne zu denken – es kommt eh anders als man denkt.“
Interview und Text: Severin Kolb, Marketing und Kommunikation
Pascaline Wagner 1996