Die Vivazzo Stiftung hat ein Leitbild, das regelmässig aktualisiert wird. In diesem Leitbild spiegelt sich das ethische Selbstverständnis der Stiftung. Es dient als eine der Grundlagen für die tägliche Arbeit.
Trotz Leitbild stellen sich aber fast jeden Tag neue ethische Fragen, denn jeden Tag gilt es, die Lebensqualität der Klient*innen zu sichern, ihre Selbstständigkeit und Teilhabe zu fördern und die unterschiedlichsten Bedürfnisse so weit wie möglich anzuerkennen. Die meisten dieser täglichen Herausforderungen werden in der Vivazzo Stiftung gemeinsam von Klient*innen und Fachpersonen sicher und ethisch korrekt bewältigt. Es treten aber immer wieder Situationen auf, in denen Werte und Normen in Konflikt treten oder „richtige“ Entscheidungen nicht einfach zu fällen sind.
Zur Bewältigung solcher ethisch heikler Fragen verfügt die Vivazzo Stiftung über ein Ethikforum. Es ist ein Gesprächsforum, das die Möglichkeit bietet, in einem angemessenen Rahmen gemeinsam über ethische Konflikte und Unsicherheiten zu sprechen. Das Forum bietet die Möglichkeit, gemeinsam über verantwortliches Handeln sowie über die tägliche Praxis nachzudenken und schwierige Situationen gemeinsam zu reflektieren.
Ethische Richtlinien, Leitbilder und eine auf Werten begründete Praxis geben den einzelnen Mitarbeitenden die notwendige Sicherheit, den Alltag ethisch korrekt zu bewältigen. Damit Werte und Werthaltungen im Alltag aber wirksam werden und die tägliche Praxis bestimmen können, ist eine regelmässige Auseinandersetzung mit diesen wichtig. Gerade dabei hilft das Ethikforum der Stiftung. Sechsmal im Jahr besteht die Möglichkeit, die Praxis der Stiftung unter ethischen Gesichtspunkten kritisch zu befragt, über Werte, Normen sowie Haltungen nachzudenken und einen gemeinsamen Austausch über diese Werte und Normen zu pflegen. Mit dem gezielten Austausch wird eine gemeinsame Haltung eingeübt und gesichert. Gleichzeitig wird auch überprüft, ob das Leitbild noch aktuell und für die Arbeit in der Stiftung hilfreich ist.
Das Ethikforum orientiert sich an den Grundlagen der Verfahrensethik. Zentral ist bei einer solchen ethischen Auseinandersetzung über die normative Berufspraxis die gegenseitige Wertschätzung. Jede und jeder muss gleichermassen mit seinen bzw. ihren Werthaltungen und ethischen Positionen am Gespräch teilnehmen können. Das bedeutet, dass die Argumente und Haltungen in einer Sprache verhandelt werden, die allen zugänglich ist und dass die einzelnen Argumente und Positionen begründet werden, und zwar so, dass alle die Argumente nachvollziehen können.
Das Ethikforum der Stiftung ist jedoch nicht nur für die Fachpersonen vorgesehen. Seit 2019 werden regelmässig auch Foren mit den Klient*innen durchgeführt. Das ist gelebte Teilhabe im Rahmen des ethischen Selbstverständnisses der Vivazzo Stiftung.
Text: Dr. Peter A. Schmid, Moderator des Ethikforums Vivazzo